Vom Rathaus ins Kreishaus
Hattens Bürgermeister Christian Pundt will 2021 Landrat werden – Unterstützung aus mehreren Fraktionen
Landkreis Oldenburg. Lange wurde gerätselt, wer Nachfolger von Landrat Carsten Harings im Kreishaus in Wildeshausen werden wird. Mit Christian Pundt ist jetzt der erste Bewerber auf den Kandidatenzug aufgesprungen. Am Donnerstagnachmittag teilte der 47-Jährige, der seit 2014 Bürgermeister der Gemeinde Hatten ist, vor dem Kreishaus offiziell seine Kandidatur mit.
Unterstützt wird Pundt von den Kreistagsfraktionen der FDP, der Grünen, der SPD und der Linken. Während bei allen anderen Parteien die Mitglieder der Personalie bereits zugestimmt haben, steht bei den Grünen dieses Votum allerdings erst noch bei der Online- Mitgliederversammlung am 16. Dezember auf der Tagesordnung. Die Kreis-CDU sucht derzeit mit einer Findungskommission noch nach einem eigenen Kandidaten. Eine Entscheidung wird es wohl erst beim Kreisparteitag geben, der für Januar geplant ist. Gleichwohl freute sich Christian Pundt, dass mit Bernhard Collin der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Hatten beim Vorstellungstermin am Donnerstag anwesend war. Zumindest die Hatter CDU unterstützt Pundts Kandidatur. „Das ist ein tolles Signal, dass wir miteinander mehr erreichen können“, sagte Pundt. Für die Wahl im kommenden Jahr muss es aus seiner Sicht keinen zweiten Kandidaten geben: „Gerade in einer Zeit, die sehr herausfordernd ist, brauchen wir keine Wahlkämpfe.“
Bevor er seine eigenen Ziele vorstellte, dankte Pundt zunächst Landrat Carsten Harings und dessen Team für die bislang geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren: „Der Landrat hinterlässt ein geordnetes Feld, das nun weiter bestellt werden kann.“ Harings hatte im Mai 2020 den Verzicht seiner Kandidatur für eine weitere Amtszeit mitgeteilt. „Wir wünschen uns alle einen Landkreis, der lebenswert ist, in dem alle Generationen ihr Leben genießen und Kinder behütet aufwachsen und lernen können“, sagte Pundt. In Zeiten von Corona seien Gemeinschaft und gesellschaftliches Miteinander immer wichtiger. Für seine Arbeit als möglicher neuer Landrat nannte der 47-Jährige gleich mehrere Schlagworte. Er möchte unter anderem die heimische Wirtschaft stärken: „Gegenüber den starken Landkreisen aus dem Südoldenburger Land und auch dem Ammerland muss sich der Landkreis Oldenburg beweisen.“ Auch gelte es, den Mittelstand zu erhalten, denn dieser sorge für Krisensicherheit. „Es gilt, den Landkreis unter Einbindung der Landwirtschaft als starken Partner zu erhalten und gemeinsam Lösungen für mehr Ökologie und Nachhaltigkeit zu entwickeln“, fügte er hinzu. Dazu passt auch das zweite Schlagwort: der Öffentliche Personennahverkehr. Dieser müsse ganzheitlich entwickelt und nicht nur auf ein Verkehrsmittel beschränkt werden. „Es muss möglich sein, dass Menschen mit der Bahn im Landkreis fahren und dann mit dem gleichen Ticket das Auto oder Fahrrad nutzen können“, erklärte Pundt, der mit dem Fahrrad von seinem Wohnhaus ins Hatter Rathaus fährt.
Bei der Digitalisierung wünscht sich der 47-Jährige neben dem weiteren Ausbau auch innerhalb der Verwaltungen eine schnelle Umsetzung: „Die Verwaltungen und die Menschen müssen sich trauen, digitale Veränderungen als Chance zu begreifen.“ Eine wichtige Aufgabe sei das Einwerben von Fördergeldern. „Hier hat die Gemeinde Hatten gut gearbeitet in den vergangenen Jahren“, blickte er auf seine eigene Arbeit zurück.
Ein Fokus liegt zudem auf der Bildung. „Wir brauchen hier mehr gemeinsame Abstimmungen mit den Kommunen, um schneller und effektiver für zukünftige Aufgaben gerüstet zu sein. Beste Bildung bedeutet beste Chancen“, sagte Pundt. Mit Blick auf die derzeitige Corona-Pandemie nannte er das Beispiel der Lüftungs- und Filteranlagen. Einzelne Landkreise würden diese Aufgabe komplett für die Gemeinden übernehmen. „Und ich meine nicht finanziell, sondern organisatorisch mit den Gemeinden zusammen“, sagte Pundt. Wichtig ist für ihn auch, die Identität des Landkreises als prosperierender ländlicher Raum weiter zu stärken: „Es darf keinen Unterschied zwischen Stadt und Land bei Zugang zu Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur geben.“
Christian Pundt hatte 2014 als Parteiloser für das Amt des Bürgermeisters in Hatten kandidiert und dieses seitdem ausgeübt. Er lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in Sandhatten. Pundt ist als Hauptverwaltungsbeamter ein Quereinsteiger. Er absolvierte ein Masterstudium als Diplom-Verwaltungswirt im Polizeidienst am Institut für kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg. 2016 schrieb er seine Dissertation zum Thema Stressbewältigung.
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